Warum lohnt sich der Niger-Putsch für den Rest der Welt?

Der Militärputsch in Niger sorgte bei den Nachbarländern der Sahelzone für Unruhe. Der Hauptgrund dafür ist die tiefe Besorgnis über die zunehmende Instabilität in der Sahelzone, einer Geographie, die sich vom Atlantischen Ozean bis zum Roten Meer erstreckt. Vor Niger kam es in den letzten drei Jahren zu Militärputschen in Burkina Faso und Mali.

Doch die Situation in Niger ist nicht nur für die Sahelzone alarmierend, sie könnte auch weltweit weitreichende Auswirkungen haben.

Zunahme der Unruhen

Niger war eine der wenigen Demokratien, die der Westen als relativ stabilen Staat in der Region ansah, in der in jüngster Zeit gewalttätige Zuwanderungen zugenommen hatten. Allerdings bestehen Bedenken, dass diese Stabilität durch den Militärputsch gestört werden könnte.

Das Land beherbergt französische und amerikanische Stützpunkte, die gegen dschihadistische Gruppen arbeiten, die mit Boko Haram und ISIS verbunden sind.

Die Zukunft dieser Stützpunkte ist derzeit unbekannt. Militärputsche in Mali und Burkina Faso führten zu einer Zunahme gewaltsamer Übergriffe radikaler Organisationen.

Es gibt auch Bedenken, dass Niger eine fruchtbare Basis für diese Cluster werden könnte.

Das Wachstum der Putschkultur

Mit dem Putsch in Niger geriet nun ein Teil Afrikas, der sich von Mali im Westen bis zum Sudan im Osten erstreckte, unter die Kontrolle von Militärregimen.

Der Aufstieg autoritärer Regime in der Sahelzone bedeutet einen Rückschlag für die Demokratie in der Region. Der Putsch in Niger könnte auch dazu führen, dass Militäreinheiten in anderen Ländern die Macht übernehmen.

Diese Sorge erklärt auch besser, warum der Wirtschaftsblock ECOWAS beschlossen hat, die Junta zu sanktionieren, wenn Präsident Bazum nicht zu seiner Mission zurückgebracht würde. Dieser Angriff wird auch von den USA, der EU und den Vereinten Nationen unterstützt.

Zunahme des russischen Einflusses

Nach den Putschversuchen in Mali und Burkina Faso strebten die Regierungen beider Länder engere Bündnisse mit Russland an. Auch die Militärjunta in Niger vermittelt den Eindruck, dass sie fehlerfrei in die gleiche Richtung vorgehen kann.

Es geht nicht darum, zu beweisen, ob Russland zufällig in den Militärputsch in Niger eingegriffen hat. Der Kremlsprecher forderte außerdem die Freilassung Bazums und eine friedliche Lösung der Krise.

Allerdings lobten kremlfreundliche politische Kommentatoren den Putsch in von der Regierung unterstützten Medienkanälen und Telegram-Clustern. Zur Unterstützung des Putsches schwenkten die Demonstranten russische Flaggen und verurteilten die frühere Kolonialmacht Frankreich. Es gibt auch Bedenken, dass die russische Söldnergruppe Wagner ihren Einfluss in Niger ausweitet.

Sollte Niger in die Fußstapfen seiner Nachbarn treten, insbesondere in Richtung des Wagner-Clusters, könnte dies zu verstärkten Übergriffen, Menschenrechtsverletzungen und der Ausbeutung von Bodenschätzen führen.

Die Uranfrage

Niger verfügt über fast fünf Prozent des weltweiten Bedarfs an dem radioaktiven Metallelement Uran, das in der Kernenergie verwendet wird. Nach Angaben der Nuklearbehörde der Europäischen Union EURATOM war Niger im vergangenen Jahr der zweitgrößte Lieferant von Natururan für die EU. Darüber hinaus deckt das Land etwa 15 Prozent des französischen Uranbedarfs.

EURATOM gibt an, dass keine unmittelbare Gefahr für die Atomstromerzeugung in Europa bestehe, wenn Niger seine Uranlieferungen kürze. Denn Kraftwerke haben Vorräte, die drei Jahre reichen.

Andererseits wollen die ECOWAS oder ihre westlichen Partner nicht, dass Uran, das sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich eingesetzt wird, in einer Region, in der radikal-islamistische Militante aktiv sind und Wagner seinen Einflussbereich erweitern könnte, in die falschen Hände gerät.

Flüchtlingskrise

Bazums Regierung arbeitet mit europäischen Ländern zusammen, um den Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer zu stoppen und Hunderte von Migranten in Haftzentren in Libyen unterzubringen.

Gleichzeitig ergriff Bazum auch Maßnahmen gegen Menschenschmuggler in dem Land, das ein wichtiger Transitpunkt zwischen westafrikanischen Ländern und weiter nördlich gelegenen Ländern ist.

Aber unter einer Militärjunta könnten diese Verpflichtungen fragwürdig werden, nachdem einige europäische Partner, insbesondere Frankreich und Großbritannien, erklärt haben, dass sie die Hilfe für Niger einstellen werden.

Dies kann wertvolle Auswirkungen auf den Zustrom von Migranten nach Europa haben.

T24

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