Atemlos: Angst vor Lecks in der Nordsee

Tim Schauenberg

Ein Frachter brennt seit Tagen in der Nähe der Schiermonnikoog-Inseln vor der Küste der niederländischen Nordsee. Fremantle Highway Auf dem Deck des Schiffes befinden sich 3.800 Autos, davon 498 Elektrofahrzeuge. Obwohl bislang noch keine endgültige Schlussfolgerung gezogen werden konnte, geht man davon aus, dass der Brand durch eines der an Bord befindlichen Elektrofahrzeuge ausgebrochen ist. Es ist bekannt, dass es sehr schwierig ist, die Batterien von Elektrofahrzeugen zu löschen, wenn sie einmal Feuer fangen.

Seit dem Ausbruch des Feuers am 26. Juli haben die Küstensicherheitskräfte große Anstrengungen unternommen, um die Flammen einzudämmen und das Schiff zu stabilisieren. Das Schiff liegt in einem bestimmten Gebiet vor Anker, begleitet von einem Spezialschiff. Die dadurch entstandenen Risiken sind bis heute nicht beseitigt. Eines der größten Risiken, die auftreten können, ist das Austreten von Treibstoff auf dem Schiff.

Das Feuer hat sich über das Wochenende abgeschwächt, aber die Gefahr, dass die Stahlwände des Schiffes der Hitze nicht standhalten könnten, ist immer noch recht groß. Wenn ein zufälliger Riss oder Bruch auftritt, kann Kraftstoff austreten. Aus diesem Grund stehen in deutschen Häfen unterstützende Kräfte einsatzbereit bereit. Eine mögliche Ölkatastrophe könnte auch eine Katastrophe für die Nordsee und ihr geschütztes Wattenmeer bedeuten. In dieser Region leben auf jeden Fall Vogelarten und Inselbewohner.

„Das einzigartige Ökosystem ist in Gefahr“

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums befinden sich auf dem Deck des Schiffes 1.600 Tonnen Schweröl und 200 Tonnen Schiffsdiesel. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wies darauf hin, dass das Austreten dieses Kraftstoffs zu schweren Schäden an den Ökosystemen der Welt führen werde.

„Durch die Gezeiten wird sich der Treibstoff weit ausbreiten. Das wird uns noch viele Jahre lang beschäftigen“, warnte die Organisation. Weiter heißt es in der Erklärung: „Eine solche Katastrophe wird auch das Wattenmeer betreffen, das auf der Liste des UNESCO-Weltnaturerbes steht. Es handelt sich um ein weltweit einzigartiges Ökosystem.“ Greenpeace wies außerdem darauf hin, dass eine mögliche Leckage und Verschmutzung der Küsten den absoluten Tod von Millionen von Vögeln bedeuten würde, die sich derzeit in der Mauserzeit befinden und daher wahrscheinlich nicht fliegen können.

Methode zur Kraftstoffspülung

Wie gehen Sie also mit einer Kraftstoffkatastrophe um? Wie kann eine Eskalation der Katastrophe verhindert werden?

Da Schweröl eine geringere Dichte als Wasser hat, schwimmt es auf der Wasseroberfläche, wenn es mit Wasser in die Mitte gelangt. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich der Kraftstoff witterungsbedingt schnell ausbreitet. Es gilt, so schnell wie möglich zu reagieren, um Schäden in der Umgebung möglichst gering zu halten.

Eine der wertvollsten Formeln zur Vermeidung von Verlusten, die durch Kraftstoffverschmutzung entstehen können, basiert auf dem Auffangen des Kraftstoffs von der Wasseroberfläche. Auf diese Weise verhindern an der Unfallstelle angebrachte Wassersperren die Ausbreitung des Kraftstoffs. Ist dieses Ziel erreicht, werden Spezialschiffe in die Region gebracht, die dafür sorgen, dass der Treibstoff durch Absaugen aus dem Wasser entfernt wird. So konnten beispielsweise mögliche Naturschäden durch das im März 2019 vor der Küste Frankreichs gesunkene Frachtschiff Grande America verhindert werden.

Das Kehren und Ansaugen von Kraftstoff klingt nach einer einfachen Aufgabe, ist aber kein einfacher Vorgang. Die Anwendung dieser Formel ist möglich, wenn der Kraftstoff in einem bestimmten Gebiet verbleibt und die Wetterbedingungen geeignet sind.

Die Methode, das Meer zu verbrennen

Eine andere Formel ist die Verbrennung des Treibstoffs an der Meeresoberfläche, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Dieses Verfahren ist die einzige anwendbare Analysemethode, beispielsweise in der Arktis oder in eisbedeckten Gewässern. Diese Methode, die „In situ“ genannt wird, was auf Lateinisch „Burn in Place“ (ISB) bedeutet, kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn die Katastrophe außer Kontrolle gerät und große Mengen Treibstoff austreten.

Wenn diese Formel in die Tat umgesetzt wird, entsteht auch ein giftiger Rauch, der der Natur schadet. Damit der Brennstoff richtig verbrennt, darf er nicht über eine große Fläche verteilt werden. Wenn seit dem Kraftstoffaustritt einige Tage vergangen sind und sich der Kraftstoff über eine große Fläche ausgebreitet hat, ist eine Verbrennung nicht möglich. Methoden, die auf dem Spülen und Entfernen von Kraftstoff basieren, könnten theoretisch umweltfreundlicher sein als andere Wege. In diesen Fällen wird der Kraftstoff mit einer Art Schwamm aufgesaugt.

Diese Routen eignen sich jedoch besser für die Entsorgung kleiner Brennstoffcluster, die sich meist in Küstengebieten befinden.

Als Material eignet sich menschliches Haar

Als im Juli 2020 ein japanischer Tanker vor Mauritius gegen Klippen krachte, gelangten mehr als tausend Tonnen Treibstoff in den Indischen Ozean. Damals mobilisierten sich Hunderte von Freiwilligen und bemühten sich, Ölverschmutzungen zu verhindern, indem sie Schläuche aus Zuckerrohr bauten. Einzelne Freiwillige verwendeten bei dem katastrophalen Einsatz auch menschliches Haar.

Obwohl Haare Wasser abstoßen, ist es ein Material, das Kraftstoff absorbiert.

Eine computersimulierte Katastrophenstudie, die 2020 an der Sydney University of Technology durchgeführt wurde, ergab, dass Zäune zur Eindämmung von Kraftstofflecks aus Haaren und Hundefellen Rohöl besser absorbieren als herkömmliche Geräte.

Diese Methode wurde auch bei der Cosco Busan vor Kalifornien im Jahr 2007 oder der Deepwater Horizon-Katastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010 angewendet. Einige Umweltschutzorganisationen mit Sitz in den USA, Großbritannien und Australien hatten in dieser Zeit Haarschnitte von Friseursalons gesammelt, um einen Zaun zur Kraftstoffeindämmung zu bauen.

Einige Experten stehen der Verwendung natürlicher Materialien wie Haare bei Kraftstoffkatastrophen jedoch skeptisch gegenüber. „Diese Methoden mögen im Labor funktionieren, aber für die Anwendung vor Ort sind sie nicht sehr realistisch“, sagte Nicky Cariglia, Spezialistin für Meeresreinigung beim Beratungsunternehmen Marittima.

Aufgrund der Krise in der Nordsee hat die deutsche Umweltschutzorganisation BUND gefordert, Frachtschiffe, die Autos befördern, künftig als „gefährliche Frachtschiffe“ einzustufen. In diesem Fall unterliegen die betreffenden Schiffe höheren Sicherheitsstandards. Gleichzeitig müssen Schiffe mit Elektroautos mit modernen Feuerlöschanlagen ausgestattet werden.

T24

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