Neuer Trend im Tourismus: Städte sind auf der Suche nach „Qualitätstouristen“.
Jonas Martiny
Bevorzugte Urlaubsdestinationen, die seit Jahren von den negativen Auswirkungen des Massentourismus erfasst werden, ergreifen sukzessive Maßnahmen und entwickeln neue Strategien für den Übergang zum Qualitätstourismus und zum qualifizierten Tourismus.
Die Zahl der Städte auf der Welt, die die negativen Begleiterscheinungen des Massentourismus satt haben und auf qualifizierten Tourismus umsteigen, nimmt zu. Urlaubsziele versuchen, „Qualitätstouristen“ anzulocken, Touristen loszuwerden, die trinken und von Party zu Party wandern, sich betrinken und Ärger machen oder die Umwelt verschmutzen. Was ist also dieser qualifizierte Tourismus? Und welche Eigenschaften hat der ideale Tourist?
Vom idealen Urlauber wird erwartet, dass er sich für Kultur interessiert, sich für die Stadt als Ganzes interessiert, im Einklang mit den Bewohnern der Stadt ist, Museen besucht und Konzerte und kulturelle Veranstaltungen besucht. Der ideale Tourist belebt die Zwischenperiode, indem er in der Zwischenperiode reist und nicht in der Hauptperiode, wenn die Stadt im Wesentlichen überfüllt ist. Der ideale Tourist, der umweltsensibel ist und weiß, wie man sitzt und steht, verursacht keine Streitereien und belastet die Umwelt nicht. Der ideale Tourist sollte auch treu sein, also nächstes Jahr wiederkommen und natürlich möglichst viel Geld ausgeben.
Neues Tourismuskonzept in Berlin: Qualität statt Quantität
Eines der Reiseziele, das in seinem Tourismuskonzept auf „Qualität“ statt auf „Quantität“ setzt, ist Berlin, die Hauptstadt Deutschlands. Das Tourismuskonzept der Stadt sieht vor, dass der Erfolg des Tourismus künftig nicht nur an der Anzahl der Touristen, sondern auch an qualitativen Zielen und Kriterien gemessen wird. Ein Grund dafür ist, dass Berlin im Gegensatz zu anderen Metropolen nach der Wiedervereinigung Deutschlands innerhalb kürzester Zeit einen enormen Tourismusboom erlebte.
Christian Tänzler von Visit Berlin, einer Berliner Destinationsmanagement- und Marketingorganisation, stellt fest, dass dieses plötzliche Wachstum Schmerzen mit sich bringt und dass das Unbehagen der Berliner am Massentourismus zunimmt. „Lange Zeit stand nur die Steigerung der Zahl im Fokus.“ Die dauerhafte und nachhaltige Natur des Tourismus kann jedoch nur durch die Gäste und die Stadt erreicht werden.“ „Das ist möglich durch die Harmonie unter den Bewohnern“, sagt er.
Kriterium „Positives Engagement für die Menschen vor Ort“.
In diesem Zusammenhang geht es darum, eine positive Verbindung zwischen Berliner Bevölkerung und Touristen herzustellen, sicherzustellen, dass die Berliner mehr von den Tourismusausgaben profitieren und vor allem, dass der Tourismus die Preise in der Stadt nicht erhöht. Zu den Zielen gehört es, die Mindeststandards bei Dienstleistungen für Touristen einzuhalten und den „ökologischen Fußabdruck“ von Touristen, also ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt, so weit wie möglich zu reduzieren.
Um diese Ziele zu erreichen, wurden in Berlin einige Maßnahmen umgesetzt. Mit der von Visit Berlin ins Leben gerufenen App „Going Local“ erhalten Touristen beispielsweise Hinweise zu Ausflugszielen abseits der klassischen Adressen. Die Idee hinter dieser Praxis besteht darin, eine Konzentration des Touristenstroms auf bestimmte Gebiete zu verhindern, indem er in verschiedene Teile der Stadt gelenkt wird. Dabei setzen sie auf Touristen, die sich wirklich für Berlin selbst interessieren und die Stadt als Ganzes kennenlernen wollen. Christian Tänzler von Visit Berlin betont, dass dieses Konzept nicht darauf abzielt, die Ausgaben der Touristen zu steigern und sagt: „Qualifizierter Tourismus bedeutet nicht, den Urlaub in der Stadt oder in Berlin zu schätzen.“ Unsere Qualitätsstrategie ist keine „Fünf-Sterne“-Strategie.“ „
Barcelona erhöht die Preise gegen Billigtouristen
In Barcelona, einer der beliebtesten Touristenstädte Europas, ist die Situation genau umgekehrt. Barcelona, das seit Jahren unter den negativen Auswirkungen des Massentourismus leidet, versucht, die Preise zu erhöhen, um Billigtourismus zu verhindern. Rucksacktouristen, die in günstigen Hostels übernachten und bis zum Morgen an den Ufern der Stadt feiern, sind nicht mehr erwünscht. Daher wird die Verbesserung der Hotelqualität gefördert. Es besteht die Hoffnung, dass mit steigenden Unterkunftspreisen die Zahl der Billigtouristen sinkt.
Das Beispiel Mallorca zeigt jedoch, dass dies allein nicht ausreicht, um den Weg zu einem Qualitätstourismus zu ebnen. Mallorca, eine der beliebtesten Urlaubsinseln Spaniens, versucht seit Jahren, Trink- und Partytouristen loszuwerden. Im Einklang mit diesem Ziel wurde in der Hotellerie ein deutlicher Qualitätssprung erzielt und die Zahl der 4- und 5-Sterne-Hotels explodierte. Während in den frühen 1980er Jahren 1-3-Sterne-Hotels 90 Prozent der Unterkünfte auf der Insel ausmachten, sind ihre Quoten heute auf 35 Prozent gesunken. Vor allem an der bei den Deutschen beliebten Playa de Palma hofften Hoteliers, mit den Modernisierungen der Gebäude einen neuen und namhaften Kundenkreis zu erreichen. Diese Hoffnung scheint jedoch vergebens gewesen zu sein. Trotz des Preisanstiegs läuft der Partytourismus in der Region auf Hochtouren.
Geld für Tagestouristen
Venedig ist eine der europäischen Städte, die seit Jahren am stärksten unter dem Massentourismus zu leiden hat. Die Behörden sind besorgt über die Qualität des Tourismus und versuchen, tägliche Fahrten in die Stadt zu verhindern. Der Sprecher der Stadtverwaltung betont, dass die Aufenthaltsdauer ein sehr wichtiges Kriterium im Qualitätstourismus sei und fügt hinzu: „Wir möchten, dass diejenigen, die Venedig besuchen, mit dem Geist der Stadt und ihrem einzigartigen Rhythmus in Einklang kommen. Ein Tag ist es definitiv nicht.“ genug dafür.“ Aus diesem Grund bereitet die Stadtverwaltung die Einführung eines Eintrittspreises für Touristen vor, die Venedig für einen Tag besuchen.
„Elitismus“-Warnung im Tourismus
„Qualität hat ihren Preis. Das kann man nicht ignorieren“, sagt Jürgen Schmude, Professor für Tourismusökonomie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Schmude weist darauf hin, dass die Qualität von Reisezielen in der Regel am pro Tourist erzielten Umsatz gemessen wird, und warnt davor, dass eine Fokussierung auf dieses Tourismusverständnis zur Gefahr eines „Elitismus“ im Tourismus führe.
Schmude weist darauf hin, dass das Konzept eines Urlaubs, den sich nur vernünftige Gruppen leisten können, in einigen Departements bereits verbreitet sei, nennt das Skidepartement als Beispiel und stellt fest, dass ein Skiurlaub kein Urlaub sei, den sich jeder leisten könne.
Kriterien für „Museumsbesuch“ in Berlin
Christian Tänzler von Visit Berlin, der Berliner Destinationsmanagement- und Marketingorganisation, gibt an, dass die Zahl der Touristen, die 160 Museen in der Stadt besuchten, im Rahmen der Beobachtungsanwendung für Kulturveranstaltungen erfasst wird und betont, dass die hohen Zahlen, die in diesem Bereich erreicht wurden, ein Indikator seien Qualität für sie.
T24