DR. Mahfi Eğilmez
Wenn die Wahl vorbei ist, egal wer gewinnt, werden wir so etwas sehen:
Wir haben den Rechtsstaat und den Gerechtigkeitsbegriff fast vollständig verloren. Unser Bildungssystem entwickelt sich immer rückwärts. Von dem Ziel, der Europäischen Union beizutreten, sind wir weit entfernt. Wir haben viele Probleme mit Einwanderern. Staatsteams, die mit unbegründeten Ernennungen besetzt sind, können nicht dienen. Die Mittelschicht ist aufgrund einer sich allmählich verschlechternden Einkommensverteilung verschwunden. Wir stehen vor einer Schock- und Katastrophenrechnung von 100 – 120 Milliarden Dollar. Wir müssen 6,5 Millionen Häuser in die urbane Transformation bringen. Wir belasten immer wieder einen Haushalt, der nicht über die erste Jahreshälfte hinausgehen kann und voraussichtlich ein Defizit von über 5 Prozent des BIP erreichen wird. Die Nettoreserven der Zentralbank ohne Swaps betragen minus 40-45 Milliarden Dollar. Unser Auslandsschuldenbestand hat rund 450 Milliarden Dollar erreicht. Wie der Vermögensfonds, dessen Verpflichtungen unbekannt sind, liquidiert werden kann, ist ein Problem für sich. Bei einer Verbrauchergemeinschaft, die negativ zur Inflation beiträgt, weil sie teures Geld immer meidet und das erhaltene Geld ausgibt, steht uns eine Inflation von rund 50 Prozent (in Wirklichkeit wahrscheinlich das Doppelte) bevor. Es gibt eine große Menge an währungsgeschützten Einlagen, die liquidiert werden müssen. Wir haben eine breite (als real gelesene) Arbeitslosenquote von rund 22 Prozent. Es gibt ein Leistungsbilanzdefizit von etwa 5,5 bis 6 Prozent des BIP, und wir versuchen, die Hälfte dieses Defizits mit Geldern aus unbekannten Quellen zu finanzieren (ein wertvoller Teil der Nettofehler und -unterlassungen). Die Risikoprämie des Landes (CDS-Prämie) hat 500 Basispunkte überschritten (über 300 Basispunkte gelten als sehr riskant). Von unglaublich überhöhten Wohnungsverkaufspreisen und Mieten ist die Rede. Die Bankenabteilung ist in einer Situation, in der sie nicht weiß, was sie mit den täglich neu erscheinenden Vorschriften und Mundpropaganda anfangen soll. Außer zum Wohnungskauf oder Portfolioinvestitionen kommt kein ausländisches Kapital ins Land. Der niedrige Leitzins der Zentralbank, der die Quelle vieler Probleme ist, scheint nicht schnell korrigiert werden zu können, da er deutlich unter der Inflation liegt. Es wurden Ausgabenversprechen gemacht, die unmöglich einzuhalten scheinen, und diese Versprechen werden fortgesetzt (schließlich wurde auch das Versprechen von kostenlosem Erdgas gegeben).
Es kommen noch viele Probleme hinzu, aber ich denke, das reicht aus, um zu zeigen, was für eine Pattsituation das Land nach der Wahl erwartet.
Ab 1980 erlebten wir in diesem Land drei große Krisen: die Währungskrise von 1980, die Krise von 1994, die Zinssätze unter der Inflation zu halten, und die Bankenkrise von 2001. Darüber hinaus haben wir die Auswirkungen externer Krisen wie der globalen Krise von 2008 und der Pandemiekrise von 2019 gesehen. Die Krise, in der wir uns heute befinden, ist anders als alle unsere Erfahrungen. Dies scheint ein Durchschnitt aller erlebten Krisen zu sein. Erstens ist den Menschen nicht bewusst, dass es eine Krise gibt. Wenn Sie sagen, es gibt eine Krise, fragen sie „welche Krise“, indem sie sich auf das Einkaufen in Einkaufszentren, den Verkehr auf den Straßen, die Belegung von Restaurants und Cafés und die Dichte der Urlauber beziehen. Die genaue Situation zeigt sich in Argentinien, das sich mitten in der Krise befindet. Der Höhepunkt des Konsums wird als eine Art Wohlfahrtsindikator wahrgenommen, mit der Fluchtbewegung vor der Landeswährung, die immer und schnell an Wert verliert. Sich der Krankheit nicht bewusst zu sein, ist der gefährlichste Teil des Jobs. Wir waren uns der Krankheit in den vorangegangenen Krisen bewusst, und wir haben es geschafft, die Krankheit in kurzer Zeit zu heilen, indem wir auf der Grundlage der IWF-Programme Vorkehrungen getroffen haben. Diesmal ist unsere Arbeit viel schwieriger, weil wir uns der Krankheit nicht bewusst sind. Neben den bisherigen Krisen gibt es diesmal auch eine Krise in nichtwirtschaftlichen Bereichen. Noch schlimmer ist, dass niemand auf die Wahrheit hören will und immer darauf wartet, dass ein Wunder geschieht und das System rettet: Öl wird gefunden, Erdgasreserven werden entdeckt, Golfstaaten werden uns Geld geben. Mit dem Ablaufdatum des Vertrags von Lausanne, dem Ablaufdatum des Traums, dass wir unsere Minen räumen und dieses Jahr stärker werden, ist diese Erwartung verschwunden. Jetzt werden neue veröffentlicht. In einer Gesellschaft, die Wunder erwartet, sind ihre Käufer endlos.
Ich denke, diejenigen, die fragen, „welche Krise“, werden verstehen, dass die Zauberer, die Steine in Gold verwandeln, in Märchen vorkommen, angesichts des Bildes, das nach der Wahl entstehen wird. Aber noch einmal, ich werde zu diesem Thema nicht argumentieren, weil ein wertvoller Teil der Gesellschaft von einer sehr wichtigen Krankheit namens Fanatismus erfasst wird.
Dieser Artikel stammt aus dem Blog von Mahfi Eğilmez.
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